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Agnes Wabnitz stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, in die sie 1842 als Tochter eines Gastwirtes in Gleiwitz (Schlesien) geboren wurde. Bis zum frühen Tod des Vaters wuchs sie wohlbehütet auf. Ihr ältester Bruder, alleiniger Erbe des Gasthofes, wirtschaftete diesen jedoch bald zugrunde. Der finanziellen Grundlagen entzogen, sah sie sich gezwungen, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Nun kam ihr zugute, dass der Vater auf eine gute Schulbildung der Kinder Wert gelegt hatte. Agnes Wabnitz bewarb sich erfolgreich auf eine Gouvernantenstelle. Doch bald kam es zu Auseinandersetzungen mit der herrschaftlichen Familie. Sie konnte oder wollte sich nicht unterordnen und anpassen, wie es von einer Gouvernante verlangt wurde.
Sie zog nach Berlin, pflegte ihre Mutter und verdiente ihren Lebensunterhalt als Heimarbeiterin für die Konfektionsbranche. Durch einen ihrer Brüder, der mit seiner Familie ebenfalls in Berlin lebte, kam Agnes Wabnitz bald in Kontakt mit der Sozialdemokratie. 1885 gründete sie mit anderen Heimarbeiterinnen den Berliner Mantelnäherinnenverein. Die Einführung eines Nähgarnzolls hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.